Ausschlaggebend waren dabei vor allem drei Faktoren: Zum einen eine gelungene Vorbereitung - zwei Spieler hatten sich nicht nur auf verschiedene Gegner, sondern sogar sowohl mit Weiß wie auch mit Schwarz vorbereitet! OK, zwar geschah dies notgedrungen und sehr kurzfristig, weil wir am Parkplatz bei der Abfahrt entsetzt feststellten, dass wir die falschen Farbverteilungen angenommen hatten, aber immerhin... Zum zweiten wurde die mannschaftliche Geschlossenheit wieder deutlich: Der Spieler Benjamin R. (Name von der Redaktion gekürzt) wollte noch seine letzte Niederlage vergessen. Bei dieser psychotherapeutischen Maßnahme half die ganze Mannschaft aktiv mit - Zug für Zug ("Welche Partie war das gleich wieder?", "War das schon in der Eröffnung schlecht?", "War Lh3 nötig?", "Hier ist dein Partieformular", ...). Und zu guter Letzt der absolute Siegeswille: Die Leipziger hatten (versehentlich) vor den notorischen Garchinger Zuspätkommern die Tür verschlossen, was die Drei aber aber nicht hinderte, das Gebäude zu erstürmen und am Ende mit 2,5 Punkten wieder zu verlassen.

Zunächst aber schlugen die Gastgeber zu - Jochen nahm ein leicht zweifelhaftes Bauernopfer an, versäumte es in der Folge aber, durch Preisgabe des Läuferpaars den materiellen Vorteil festzuhalten. Er geriet in einen starken Leichtfigurenangriff und musste alsbald die Waffen strecken. Markus holte kurz darauf den ersten halben Punkt: Nach der Eröffnung hatten sich alle Figuren auf den weißen Isolani konzentriert, so dass kein Vorankommen in der Partie absehbar war.

Es folgten weiße Sternstunden: Thorsten hatte durch gelungene Eröffnungswahl den Gegner auf ungeliebtes Terrain gelockt und konnte den schwarzen König im Zentrum festhalten. Durch geschickte Manöver fielen schließlich Läufer, Haus und Hof. Johannes legte alsbald mit einer feinen Partie nach: Er konnte aus der Eröffnung heraus Mikrovorteile anhäufen. Im Endspiel wies er dann nach, dass im Springerendspiel auch schon der Nachteil eines leicht passiveren Königs und zweier Doppelbauern bei akkuratem Spiel entscheidend sein können. Als sein Gegner schließlich aufgab, glaubten einiger Kiebitze sogar an ein Remis, weil die finale Schlusspointe 41.Sxg7 Sxg7; 42.h6 nebst unvermeidbarem h7 und h8D hinter den Kulissen blieb. Benjamin baute die Führung weiter aus. Er konnte frühzeitig die Qualität für zwei Zentralbauern geben, die er in der Folge konsequent und unerbittlich verwertete. Damit stand es nach vier Stunden 3,5:1,5 für Garching, und die verbliebenen drei Partien sollten für mindestens einen Punkt gut sein.

Diesen holte Roland dann im Alleingang. Im Mittelspiel hatte er zwischenzeitlich den Faden verloren und stand etwas gedrückt. Mit zäher Verteidigung gelang es ihm, den Gegner auszukontern und schließlich in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln. Damit Touchdown und erster Mannschaftssieg einer Garchinger Mannschaft in der 2. Bundesliga!

Claus gelang es dann, sich in seiner Partie nach wechselhaftem Verlauf, in der er wohl öfter auf Verlust stand, ins Remis zu retten. Leider glückte dies Harald nicht: Er sah sich einer stundenlangen "Massage Royale" seines Gegners ausgesetzt, wickelte in ein gerade noch remisliches Endspiel ab, übersah aber im letzten Moment den rettenden Patt-Trick.

Egal! - Mit diesem Sieg haben wir uns selbst ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk beschert. In einer Liga, in der Jeder Jeden schlagen kann, ist nun wieder alles drin!