Garching 6 erleidet Niederlage auf Schalke

Samstag, 22 Februar 2014 20:13

Wir staunten nicht schlecht, als wir beim MSA Zugzwang im Spiellokal einliefen. Sollte Zugzwang etwa das Wirtshaus mit Fans für den Münchner Ligaauftakt gefüllt haben? Doch bei genaueren Hinsehen wurde klar, dass wir uns mitten in der Hochburg der Isar-Schalker (1. Münchener Schalke-Fan-Club) befanden, kurz vor dem Bundesligaspiel Schalke gegen Mainz.


Im Nebenraum wurden wir auch gleich mit einer Entschuldigung begrüßt. Diese betraf allerdings nicht die weiß-blaue grölende Menschenmasse, sondern dass der Wirt uns aus dem größeren Nebenzimmer in das kleinere verlegt hat. Unsere Nachbarn im größeren Zimmer waren Partygäste welche uns fleißig den Abend mit musikalischer Untermalung durch die Wand versüßten. Die Entscheidung des Wirts war dabei nur verständlich, schließlich lässt sich mit Schachspielern nicht allzu viel Geld machen.

Der Wirt sorgte auch für das physische Training der Schachrecken, da sich jeder Schachspieler mangels Bedienung erst durch die Fußballmenge zur Bar am anderen Ende des Wirtshauses kämpfen musste, um sein Getränk anschließend beschützend zurück zu bugsieren. Beim Eintritt in den Nebenraum galt es dann auch erstmal sich irgendwie auf die Wandbank zurückzusetzen ohne alle Spieler der zwei stattfindenden Mannschaftskämpfe aufzuscheuchen.

Schachlich lief es dann leider auch nicht gut für uns. Mancher munkelt, dass die besonderen Umstände einen Heimvorteil für den MSA Zugzwang darstellten, schließlich sind diese das wohl gewöhnt. Ob das aber wirklich als Vorteil zu bezeichnen ist bleibt fragwürdig.

Als Erster musste Ersatzspieler Wolfgang seinen König niederlegen. Als Schwarzer wurde er in einen eher passiven Sizilianer zurückgedrängt. Daraufhin häuften sich die taktischen Möglichkeiten für den Gegner. Alsbald gab es keine Verteidigung mehr und die Figuren gingen hopps.

Bis zur nächsten Entscheidung dauerte es dann etwas. Unter tosendem Applaus musste Ersatzspielerin Julia als Nächstes klein beigeben. Auch wenn der Applaus nicht ihr galt, sondern Mainz, die es mal wieder nicht geschafft hatten das Schalker Tor zu treffen, hätte Julia den Applaus für ihren Einsatz genauso verdient. In letzter Sekunde für den verhinderten Grigor eingesprungen bewahrte sie uns vor einem kampflosen Brett und hatte zusätzlich einen sehr starken Gegner erwischt. In einer Caro-Kann Struktur konnte er ihren schwarzfeldrigen Läufer abtauschen und sie somit zur Passivität zwingen. Nach einer taktischen Finesse fiel dann ihr Turm und letztendlich die Partie.

Stefan musste gegen einen der jüngsten Turnierspieler von Zugzwang antreten. In einer frühen Nebenvariante des Königsinders, in der der Anziehende seinen weißen Läufer selber fianchettiert, ging es längere Zeit sehr ausgeglichen zu. Als im Mittelspiel die Position an Schärfe zunahm, rechnete sein Gegner nicht weit genug und verlor durch eine Taktik mit eben diesen Läufer eine Figur und damit das Spiel.

Zur selben Zeit war Ersatzspieler Oliver gerade mal bei Zug 14 angekommen. In einem Caro-Kann Vorstoß flogen in seiner Partie sofort die Fetzen auf dem Damenflügel. In dieser hochtaktischen Position brauchten beide Spieler sehr viel Zeit für ihre Züge. Die Stellung war dabei für beide Seiten sehr gefährlich. Leider verpasste Oliver seinen eigenen Gewinnzug und stellte damit sofort seine eigene Figur durch ein trickreiches Manöver des Gegners ein. Tapfer kämpfte er noch einige Züge weiter, aber der Gegner ließ nichts mehr anbrennen.

Francesco spielte derweil gegen einen weißen Isolani-Bauern. Dieser war im Mittelspiel bis auf die fünfte Reihe fortgeschritten und hemmte dabei die Entwicklung seiner Leichtfiguren. Francesco versuchte der Initiative des Gegners mit eigenem Gegenspiel entgegen zuhalten. Dies hatte zur Folge, dass nach und nach alle aktiven Figuren beider Spieler abgetauscht wurden. Dummerweise stand Francescos Springer zu dem Zeitpunkt immer noch auf b8 und konnte sich auch nicht mehr einfach wegbewegen. Nach taktischen Figurenverlust und dem Ende der Partie musste der Springer immerhin nicht mehr extra aufgestellt werden.

Zeitgleich zum Ende des Bundesligaspiels ging auch Siegmunds Partie zu Ende. In einem offenen Sizilianer stritten er und sein Gegner vehement ums Zentrum wobei sich beide Parteien keine Schnitzer erlaubten. Siegmunds Gegner investierte dabei bedenklich viel Zeit, konnte dafür aber als Plus das Läuferpaar in offener Stellung vorweisen. Leider vermasselte er nicht wie Schalke die letzte Torchance sondern spießte mit einem Läufer Dame und Turm auf. Siegmund versuchte noch durch diverse Matt-Tricks die Zeitnot des Gegners auszunutzen, doch dieser blieb ruhig und verwandelte sicher den Punkt.

In Rolfs Partie sah es zu der Zeit noch ganz gut aus. In einem Spanier konnte Rolf einen schweren Angriff auf die schwarze Königsstellung starten. Höhepunkt des Angriffs war Lxh6 mit einem Turm auf g1. Danach verlor Rolf jedoch das Ziel aus den Augen und gab eben diesen Läufer für einen gegnerischen Turm her. Mit Qualitäts- und Bauerngewinn hatte Rolf ein stattliches Material-Plus, allerdings war sein Angriff jetzt vorbei, die Dame mitten im gegnerischen Lager gestrandet und sein König nicht mehr rochierbar. Mit andauernden Angriffen auf Rolfs Dame schaffte es sein Gegner die schwarzen Figuren schnell zu aktivieren und Rolf immer mehr in die Bredouille zu bringen. Der Angriff hatte viel Bedenkzeit verbraucht und in Zeitnot wurde ihm schließlich sein offener König zum Verhängnis.

Die letzte Partie beider Mannschaftskämpfe bestritt Ersatzspieler Christopher. Auch bei ihm sah lange Zeit alles nach Sieg aus. Er erlangte mit aktiven Figurenspiel schnell Oberhand und dominierte seinen Gegner. Dieser musste seine Königsstellung schwächen um überhaupt noch Land sehen zu können. Doch obwohl die Stellung immer gut aussah, schaffte es Christopher nicht durchzubrechen. Schwarz stand zwar passiv, aber fand immer wieder die richtigen Verteidigungszüge. Beide Spieler gelangten dann nach sauberen Spiel in die Zeitnotphase. Hier wurden sämtliche Figuren getauscht und nachdem sich die Spieler wieder erholt hatten standen nur noch die beiden Könige mit jeweils drei Bauern auf dem Brett. Nach ein paar Zügen wurde das Remis vereinbart.

Letztendlich ist zu sagen, dass das Ergebnis auch deutlich knapper als das 6,5 - 1,5 hätte ausfallen können. Vielen Dank an die vielen Ersatzspieler, die unproblematisch alle Lücken füllen konnten.

Damit haben wir das vermutlich nervenaufreibendste Spiel der Saison jetzt hinter uns gebracht und schauen frohgemut auf die nächste Partie am Donnerstag in Garching.
 

DWZ MSA Zugzwang 82 5 SC Garching 1980 6 DWZ 6.5 - 1.5
1574 Senthil, Abhinav Dirix, Stefan 1543 0 - 1
1624 Ibisch, Robert Cester, Francesco 1593 1 - 0
1595 Kron, Hans-Peter Keuntje, Christopher 1753 0.5 - 0.5
Stähle, Philipp Sach, Oliver 1674 1 - 0
1501 Glück, Ulrich Bloms, Siegmund 1513 1 - 0
1286 Pritsch, Michael Nicka, Wolfgang 1184 1 - 0
1475 Breu, Johannes Brüchmann, Rolf 1329 1 - 0
1561 Wallowsky, Hans Frowein, Julia 955 1 - 0