Göggingen hatte - in Anbetracht der arg geschmälerten Aufstiegschancen ihre Profis aus Israel, Litauen, Bulgarien und Serbien zuhause gelassen und uns nur noch eine elomäßig exakt ebenbürtige Mannschaft gegenübergesetzt.
Was anfangs natürlich toll für unsere Chancen auf den Klassenerhalt klang, musste dann aber erstmal am Brett gegen größtenteils unerwartete Gegner bewiesen werden.
Als Erstes wurde an Chris Brett (vs IM Rupprecht) ohne langes Überlegen Remis vereinbart, nachdem sich im Londoner System alle Läufer getauscht hatten und jeder die Stellung des anderen besser fand. Objektiv war es natürlich ausgeglichen.
Kurz danach auch der Remisschluss an Brett 1 - Egor hatte gegen IM Bräuer schon nach 15 Zügen keinerlei Probleme mehr im beschleunigten Drachen.
Ähnliches spielte sich an Brett 3 ab, an welchem Johannes gegen IM Pitl in der ungarischen Eröffnung alle weißen Ideen neutralisieren konnte.
Denis legte dann an Brett 8 für uns vor- nachdem er gegen seinen nominell unterlegenen Gegner eine seltenen Französischvariante zu einer Isolanistellung mit deutlichen Entwicklungsvorteil umwandeln konnte. Die schwarze Rochade ermöglichte dann einen taktischen Schlag auf f7, wonach schon zwei Mehrbauern ohne jeglichen Gegenwert heraussprangen.
Lange Zeit führten wir dann 2,5-1,5 bis Ricardo an Brett 7 schon früh in Zeitnot kam.
Er hatte mit Schwarz im angenommenen Morra-Gambit die Partie gegen Fauth sehr lange ausgeglichen gehalten, wobei sein Gegner offenbar die Stellungstypen auswendig kannte. In komplizierter Stellung ließ Ricardo dann sogar ein Abzugsschach zu, das in der Folge bei korrektem weißem Spiel sogar einen entscheidenden Freibauern auf der d-Linie eingebracht hätte. Aber sein Gegner schnell zog, den Bauern stehen ließ und Figurengewinn drohte, war der Vorteil nicht nur dahin, sondern ermöglichte es Ricardo sogar, in ein vielversprechendes Endspiel abzuwickeln. Doch das war viel zu kompliziert und unmöglich in der nur noch knappen verbleibenden Zeit zu berechnen, sodass er das offensichtliche Dauerschach wählte und uns so einen wichtigen halben Brettpunkte sicherte.
Die verbleibenden drei Bretter boten zu diesem Zeitpunkt genügend Interpretationsspielraum für die Prognose aller drei Mannschaftsergebnisse.
Zunächst verlor aber Markus gegen FM Lipok in lange hoffnungsloser Stellung, nachdem er im Londoner System nach dem Damentausch auf c6 die halboffene b-Linie nur kurzfristig mit einem Springer auf b3 stopfen konnte, aber langfristig dadurch nicht mehr lösbare Probleme mit dem schwachen b2 behielt.
Wie es so oft kommt, stellte sein Gegner den kompletten Vorteil noch einmal im 40.Zug weg, wonach Markus durch ein Bauernopfer die schwarze Bauerwalze noch ein letztes Mal hätte stoppen können, doch dieses Motiv übersah er leider.
Nun musste Christoph an Brett 4 gegen GM Schmittdiel in Anbetracht der hoffnungslosen Stellung von Lena gewinnen. Doch das sah sehr früh schon danach aus - Christoph spielte 2.d3 gegen Sizilianisch und konnte sich in der Folge große positionelle Vorteile verschaffen, die zwischenzeitig sogar schon zu taktischem Erfolg (mit 20.Txf6) hätten führen können. Zu Beginn der Zeitnotphase verflüchtigte sich der Vorteil nach dem Damentausch kurz, aber das entstandene Endspiel Turm+Springer+aktiver König+gefährlicherer Freibauer vs Turm+Läufer war sehr schwierig für Schwarz zu spielen und sogar glatt verloren, als Christophs Gegner noch auf Bauernfang ging. In der Folge lief der e-Bauer einfach durch und das resultierende 4-3 besiegelte bereits unseren Klassenerhalt. Lena konnte bald darauf auch nichts mehr Zählbares holen, nachdem sie gegen IM Kukov im Londoner System nach weißem Aufmarsch des g-Bauern in Schwierigkeiten kam das Gegenspiel am Damenflügel nicht mehr rechtzeitig kam.
SC Garching | 4 | − | 4 | SK Göggingen |
1 | GM | 2538 | Egor Krivoborodov | ½ | : | ½ | Franz Bräuer | 2448 | IM | 3 | ||||
4 | IM | 2298 | Christian Köpke | ½ | : | ½ | Andreas Rupprecht | 2378 | IM | 5 | ||||
5 | FM | 2314 | Johannes Rusche | ½ | : | ½ | Gregory Pitl | 2371 | IM | 9 | ||||
6 | IM | 2303 | Christoph Renner | 1 | : | 0 | Eckhard Schmittdiel | 2397 | GM | 10 | ||||
8 | WGM | 2248 | Elena Köpke | 0 | : | 1 | Velislav Kukov | 2338 | IM | 11 | ||||
12 | FM | 2260 | Markus Schimpf | 0 | : | 1 | Christoph Lipok | 2274 | FM | 13 | ||||
16 | 2142 | Ricardo Friedrich | ½ | : | ½ | Dr. Dietmar Fauth | 2104 | 14 | ||||||
21 | 2067 | Denis Werner | 1 | : | 0 | Bernhard Held | 1856 | 19 |
Letztlich hatte die Konkurrenz so gespielt, dass sogar eine knappe Niederlage zum Klassenerhalt gereicht hätte.
Aber mit den erreichten acht Mannschaftspunkten kann man natürlich in Anbetracht der starken gegnerischen Mannschaften nur zufrieden sein.
Tabelle siehe
https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=2blo
Partien siehe
https://ergebnisdienst.schachbund.de/pgn/2blo2223.pgn?v=1679409666