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Garching 1 mit gutem Start in die 2.Bundesliga

Samstag, 04 November 2023 19:06

Am 21./22.10. sind wir nach Augsburg gereist, um unsere ersten beiden Spiele der Bundesligasaison 23/24 zu bestreiten.

Zunächst ging es mit Erlangen gegen einen direkten Konkurrenten im aussichtslos scheinenden Abstiegskampf.

 

 Harry bekam gleich seine Wunschstellung aufs Brett - ein Franzose mit weißem Fianchetto, bei dem Harry seinen d-Bauern bis d3 durchschieben konnte.

Weiß wählte dann zwar mit 11.b3 eine fragwürdige Fortsetzung, die Harry aber aus der Vorbereitung und dem Konzept brachte.
Im Anschluss hatte er zwar noch Chancen, die Partie im Gleichgewicht zu halten, die er aber leider nicht nutzte, wodurch Erlangen seinen ersten Brettpunkt einfuhr.
Ungefähr zur gleichen Zeit konnte aber Denis für uns punkten - er gewann schon früh nach der Eröffnung (Abtausch Caro-Kann) die Oberhand, indem er nach dem Gewinn des Läuferpaars den f-Bauern aufzog und einen Königsangriff startete. Die Verteidigungsversuche des Gegners führten zu Abtauschen, die den schwarzen König nur noch hilfloser hinterließen.

Max spielte das Gurgenidze-System in der Caro-Kann-Eröffnung und hatte zu Beginn des Mittelspiel noch positionelle Schwierigkeiten, da die beweglicheren weißen Bauernmajorität am Damenflügel eine stärkere Initiative versprach. Seine Gegner hätte dies bspw. mit dem Durchbruch c5 zwischenzeitig ausnutzen können. Stattdessen entschied sie sich dafür, mit h4 den Doppel-f-Bauern schlecht aussehen zu lassen. Aber Max gewann dadurch den d-Bauern im Tauschen gegen einen f-Bauern, sodass die Stellung wieder im Gleichgewicht war, woraufhin man sich nach Zugwiederholung auf ein Remis einigte.
Unser Neuzugang Petr konnte zum Einstand gleich mal die Führung erzielen.
In einer schön angelegten Partie im Katalanen opferte Petr zunächst einen Bauern für Läuferpaar und Initiative. Nach der weißen Rochade waren bekannte Pfade bereits verlassen und Schwarz hatte einige Entwicklungsprobleme zu lösen. Dies gelang weniger gut und der schwarze Versuch, sogar zwei Bauern zurückzugeben, um Initiative zu erlangen, ging komplett nach hinten los.
Was übrig blieb, war ein weißer Mehrbauer und eine dominante Stellung, die Petr überzeugend konvertierte.

Jan spielte Königsindisch und entwickelte in der orthodoxen Variante - nachdem sich das Zentrum geschlossen hatte - zunehmend eine Initiative am Königsflügel, .
Später wurden alle Springer getauscht und es entstand eine seltsame Stellung bei der das jeweilige Läuferpaar das Eindringen der Türme in die gegnerische Stellung verhinderte.
Nach ein paar weiteren zarten Versuchen wurde aber Waffenstillstand geschlossen.

Christoph spielte im 3.Zug doch noch Alapin, woraufhin sich sein Gegner mit der Sveshnikov-Variante versuchte zu verteidigen. In der Folge erlangte Christoph - wie in dieser Variante oft gesehen - einen Entwicklungsvorsprung und etwas Initiative. Diese führte nach ungenauem gegnerischem Spiel zu einem Bauerngewinn.
Später gab Christoph zugunsten der Halbierung des Läuferpaars diesen wieder zurück. Anschließend wäre sogar direkt eine Gewinnstellung drin gewesen, aber Christoph wollte zunächst solide den b-Bauern behalten, wonach der Vorteil jedoch leider mehr und mehr verpuffte.
Auch im Endspiel Dame+Springer gegen Dame+Läufer war mehr als Optik nicht zu holen, sodass bald darauf das Remis feststand.

Thoschi spielte ebenso Königsindisch in der orthodoxen Variante mit geschlossenem Zentrum.
Beide Seiten spielten auf die typischen Hebel b4 bzw. f5. Nachdem sich die b-Linie geöffnet hatte, provozierte Thoschi mit a5 eine lange Abwicklung, in der Weiß zunächst zwei Figuren für Turm und Bauern gab und anschließend nochmal eine Qualität für weitere Bauern ins Geschäft stecken musste. Kritisch war dann jedoch der 24. Zug, in der Weiß das Loch in der schwarzen Berechnung hätte ausnutzen können - statt dem dritten Bauern, den sich Weiß auf f5 schnappte, wäre ein dominanter Turm auf e6 und Angriff auf den schwarzen König vielversprechend gewesen. In der Partie hatte Thoschi dann aber bald zwei Springer, die sich gegen einen Läufer und drei Mehrbauern stemmen mussten.
Interessanterweise wurde hier die Remisbreite überhaupt nicht mehr verlassen - was auch am sehr korrekten Spiel beider Seiten lag.

Johannes spielte natürlich Alapin und kam in eine bekannte Variante, in der Schwarz zunächst Weiß vom Vorstoß d4 abhält. Nach dem schwarzen Vorstoß des b-Bauern wurde es recht taktisch - Schwarz gab das Läuferpaar zugunsten einer zerstörten Bauernstruktur. In der Folge wurden dann auch noch die Damen und weitere Bauern getauscht - alles immer im dynamischen Gleichgewicht. Mit zunehmendem Endspielcharakter der Stellung wurde klar, dass Weiß letztlich nicht viel haben wird aber in den meisten Varianten noch lange kneten kann.
Und das tat Johannes dann auch. Fast drei Stunden lang wurde Turm+Läufer vs Turm+Läufer zelebriert, wobei sich zunächst h- und Doppel-f-Bauern und g- und h-Bauer gegenüberstanden.
Zwischenzeitig war es Johannes sogar mehrzügig möglich, in ein Turmendspiel mit Doppel-f-Bauer abzuwickeln, was bei der konkreten Konstellation gewonnen gewesen wäre.
Aber diesen Moment verpasste er in abermaliger Zeitnot, sodass es nur ein f-Bauer wurde. Das resultierende Turmendspiel hätte Schwarz verteidigen können, aber das gelang nach knapp 7 Stunden Partiedauer und wenig Bedenkzeit nicht mehr, sodass Johannes sogar noch den 5-3 Endstand herstellen konnte.

 

  SC Garching   5 3   SC Erlangen  
1 IM 2488 CZE Jan Vykouk   ½ : ½   Leon Mons GER 2509 GM 1
2 GM 2444 CZE Petr Haba   1 : 0   Eduard Miller GER 2345 FM 2
4 FM 2385 GER Max Hess   ½ : ½   Hanna Marie Klek GER 2282 WGM 3
7 IM 2312 GER Christoph Renner   ½ : ½   Stefan Mijovic MNE 2382 IM 4
8 FM 2291 GER Harald Bredl   0 : 1   Lukas Schulz GER 2328 FM 5
9 FM 2315 GER Johannes Rusche   1 : 0   Florian Ott GER 2291 FM 6
11 FM 2242 GER Thorsten Schmitz   ½ : ½   Alexander Hilverda GER 2232   7
12   2234 GER Denis Werner   1 : 0   Michael Willim GER 2126  

8

 

Am Sonntag drauf ging's gegen die Übermannschaft MSC 1836. Wir waren im Schnitt knappe 200 Elo schwächer aufgestellt und rechneten uns daher auch nicht viel aus.

Fast schon ungläubig schauten wir dann nach einer guten Stunde rüber zu Brett 1, als Jan scheinbar mühelos in der Najdorf-Bauernraubvariante gegen GM Sarana - immerhin einen Top100-Spieler der Welt - in ein remislichen Endspiel abwickelte und Frieden schloss.

Denis hatte mit Schwarz schon einen deutlicher schwereren Stand - im beschleunigten Drachen öffnete sich in einer typischen Variante nach dem Damentausch die c-Linie.
Anschließend wollte sich Denis mit Lb2 und dem b-Bauer, der sich nach c4 durchgeschlagen hatte, auf c3 festsetzen. Aber das ging ordentlich nach hinten los.
Im resultierenden Doppelturmendspiel war Denis dann chancenlos.

Harrys Stellung flog in etwa zur gleichen Zeit auseinander. Im abgelehnten Damengambit bekam Harry das Zentrum in Form von zwei hängenden Bauern. 
Was eigentlich für einen weißen Königsangriff sprach, wurde hier irgendwie vertauscht - Harrys Figuren standen bald so seltsam, dass sich sein Gegner über Df4 und Sf5 unhaltbar einnisten konnte, wonach alle Taktiken zugunsten von Schwarz funktionierten.
Christoph spielte mal wieder Holländisch und wollte nach weißem Fianchetto das Läuferpaar geben, um nach dem Durchbruch auf e5 die Initiative zu erlangen.
Aber das gegnerische Läuferpaar war sehr stark. Als Christoph bei asymmetrischer Rochadestellung h- und g-Bauer aufzog, wurde es recht taktisch.

Christoph steckte inkorrekterweise ein paar Bauern ins Geschäft, aber Weiß bestrafte das zunächst nicht.
Vielmehr griff er Christophs verbleibende Leichtfigur an, welche Christoph auch noch opferte, um sich statt der zeitraubenden Springerrettung auf den weißen König zu stürzen. Dass dann die weiße Dame im Abseits stand und überlastet war, war jedoch ein Aspekt, den beide in der Zeitnot übersehen hatten. Statt dem starken Angriff auf die Dame, schaffte sich Christoph ein Luftloch, aber diese Zeit nutzte Weiß zur Verteidigung mit Tf1, wonach kein Durchkommen mehr möglich und der Partieausgang besiegelt war.

Petr war ebenso von Beginn an unter Druck. Gegen einen königsindischen Angriff stellte er sich weißfeldrig auf, nachdem er seinen Läufer auf g4 vor die Kette gebracht hatte.
Nachdem Petr den etwas gefährdeten Läufer gegen einen Springer tauschte, öffnete sein Gegner die c-Linie, brach mit e4 durch und provozierte Schwächen auf d5 und b6, die er im Endspiel Turm Springer gegen Turm Läufer unter Druck setzte. Diesem hielt Petr leider nicht stand.

Max hatte nach der englischen Eröffnung positionelle Vorteile mit viel Raum am Damenflügel und offener a-Linie, die allerdings schnell wieder verpufften als sein Gegner eine kleine Taktik auspackte. Max revanchierte sich aber direkt im Anschluss daran, als sein Gegner scheinbar gefährlich mit Dc3 in die weiße Stellung eindringen wollte - ein Gegenangriff am Königsflügel mit f4 hätte die Stellung im dynamischen Gleichgewicht gehalten. Die weiße Riposte Da1 erzwang dann aber nicht nur den Damentausch sondern forcierte auch ein Endspiel, in dem nur Max auf Gewinn spielte. Die weit aufgerückten b- und c-bauern ermöglichten es Max dann, ein schönes gewinnbringendes Qualitätsopfer anzubringen nachdem er gegnerischen König und Läufer weit zurückgedrängt hatte.

Thoschi und sein Gegner spielten irgendetwas zwischen Sizilianisch und Französisch (Korsisch!?), wonach alle Springer und weiße d- und e-Bauern sowie schwarze c- und d-Bauern getauscht wurden. Man kennt diese Struktur aus diversen Eröffnungen wie bspw. aus der Alapinvariante oder der Eliskases-Variante im Franzosen.
Thoschis mutiger Turm auf f4 war dann irgendwie doch recht stark und der fianchettierte Läufer auf g2 sowieso.

So kämpfte sein Gegner sehr lange um Ausgleich, aber als sich Thoschis größte Chance mit 37.Lc6 bot - der b-Bauer läuft einfach durch - sicherte sich Thoschi in Zeitnot einen sicheren Mehrbauern und rettete sich in die Verlängerung. Erst bei genauerer Prüfung nach dem 40.Zug stellte sich für ihn heraus, dass der Freibauer auf e2 und der unsichere weiße König genügend Kompensation für Schwarz boten und die Stellung nicht zu gewinnen war.

Johannes spielte eine geschlossene Spanische Partie, bei der sein Gegner früh mit 8.a4 - häufiger gesehen als eine Anti-Marshall-Waffe als gegen d6, aber gut.
Johannes wollte ebenso unkonventionell antworten mit Ld7 nebst Sa5, aber nach Lg5 waren schon Kunstgriffe wie Db8 und Ta7 notwendig, womit man für spanische Verhältnisse enorm früh im theoretischen Niemandsland war.
In der Folge war es fast so etwas wie der Kampf zwischen dem Positionsspiel des gegnerischen GMs gegen Johannes taktische Verteidigungskünste.
Auch wenn (nur) gefühlt mehr für Weiß drin sein musste, konnte Schwarz lange dagegen halten bis sich Johannes mit Txe4 für das eher unklare (aber falsche) Zurückgewinnen einer Figur entschied - weil Alternative unangenehm aussah (aber nur so aussah).

Es verblieb nun aber ein Mehr(frei)bauer auf c6, der Weiß auch noch ein quasi gewinnbringendes Qualitätsopfer ermöglichte, was er sich natürlich nicht nehmen ließ.

 

  Münchener Schachclub 1836   6 2   SC Garching  
1 GM 2669 SRB Alexey Sarana   ½ : ½   Jan Vykouk CZE 2488 IM 1
2 GM 2661 SRB Alexandr Predke   1 : 0   Petr Haba CZE 2444 GM 2
5 GM 2601 SRB Aleksandar Indjic   0 : 1   Max Hess GER 2385 FM 4
7 GM 2542 CRO Sasa Martinovic   1 : 0   Christoph Renner GER 2312 IM 7
8 FM 2397 GER Leonardo Costa   1 : 0   Harald Bredl GER 2291 FM 8
9 GM 2486 ENG William N Watson   1 : 0   Johannes Rusche GER 2315 FM 9
10 IM 2469 AUT Georg Froewis   ½ : ½   Thorsten Schmitz GER 2242 FM 11
11 IM 2425 SRB Nikola Radovanovic   1 : 0   Denis Werner GER 2234   12

 

Die Partien findet man hier:
https://ergebnisdienst.schachbund.de/pgn/2blo2324.pgn?v=1698495013 

Auch wenn der letzte Mannschaftskampf verloren ging, muss man natürlich von einem erfolgreichen Wochenende sprechen - der Sieg gegen Erlangen ist ja alles andere als selbstverständlich.
Weiter geht's am 2.und 3.12. in Garching wenn die Derbys gegen Südost und Bayern anstehen.